Unglücksfall in der Werkstatt


Unfall mit MARIAGEUHR HAMILTON 4992B KALIBER VON 1943



Das Uhrwerk, ein Hamilton 4992B, hergestellt in der USA, besitzt eine 24H Anzeige und ist mit 22 Lagersteinen ausgestattet. Wenn man bedenkt, dass dieses Uhrwerk 1943 gefertigt wurde, dann fragt man sich, was wir in den ganzen Jahren eigentlich dazu gelernt haben. Dieses Uhrwerk ist seiner Zeit so voraus gewesen, dass meiner Meinung nach kein anderes Uhrwerk dieser Art aus der Zeit an diese Verarbeitung heran kommt. Die Möglichkeiten der Justage für den Uhrmacher, die Ganggenauigkeit und tadellose Verarbeitung bis hin zu den Serienmässig angebrachten Zierschliffen übertreffen alles, was ich aus der Zeit bisher auf dem Uhrmachertisch hatte.

 

Das Werk hat eine Gangreserve von über 50 Stunden. Beim Ziehen der Krone wird der Sekundenstop aktiviert und die Unruhe angehalten, damit ein präziser Zeitabgleich möglich ist. Auf der Zeitwaage bringt das Werk nach der Revision Spitzenwerte und läuft absolut präzise. Die Taschenuhren mit dem 4992B Kaliber wurden unter anderen auch im 2. Weltkrieg eingesetzt, z.B. in der B17 als Borduhr. Die Uhren waren dort federnd in einer Box gelagert und dienten als zuverlässiger Zeitmesser und Navigationshilfe. 

 


Alte Hamilton Werbung aus dem 2. WK


der Unglücksfall


Der aufmerksame Leser unseres Blogs hat natürlich festgestellt, dass wir die Hamilton schon mal gebaut hatten. und zwar im Januar 21. Es handelt sich um das gleiche Uhrwerk. Wir haben die Uhr von unseren Kunden zur Reparatur erhalten. Es war eigentlich nur eine Kleinigkeit beim Bandanstoss zu richten. Eine Arbeit von nicht mal 10 Minuten, die schnell erledigt und von der Garantie abgedeckt war.  

Aber auch bei uns passieren Fehler (zum Glück sehr selten) und Jörg machte den kapitalen Anfängerfehler ein neues Gewindedichtmittel für den Gehäuseboden zu verwenden, ohne es vorher getestet zu haben. Erst als es schon zu spät war kamen Zweifel auf, ob sich das Gewinde, wie auf der Beschreibung des teuren Markenproduktes versichert, auch wieder lösen lässt und die folgende Schockstarre lässt sich gar nicht beschreiben, als wir feststellten, das sich der Gehäuseboden mit dem stärksten Abzieher nicht mehr bewegen lässt.

Das Einzige was wir jetzt noch machen konnten war, dass Gehäuse mit der Fräsmaschine und einem dünnen HSS Sägeblatt aufzuschneiden um das Uhrwerk, die Zeiger und das Zifferblatt ohne Beschädigungen heraus zu bekommen. Es war also auch von vornherein klar, das wir das Uhrwerk nach so einem furchtbaren Eingriff, komplett zerlegen und reinigen müssen.

 

Das Gehäuse (ein Einzelstück, welches wir extra für diese Uhr angefertigt hatten) muss komplett neu gefertigt werden und für so eine Einzelanfertigung braucht es viele, viele Arbeitsstunden.

Selbstverständlich haben wir uns zuerst mit unseren Kunden in Verbindung gesetzt und ihm das Unglück mitgeteilt. Als Wiedergutmachung für die längere Reparaturzeit haben wir angeboten, das Design des Gehäuses zu verbessern mit der Möglichkeit bei der Gestaltung mit eingebunden zu werden. So hatte unser Kunde vom ersten Tag des Unfalles, immer Einblick in die neu erstellten Entwürfe sowie technischen Zeichnungen und wurde in jeden Arbeitsschritt eingebunden.

 

Wir hatten für alle Arbeiten 2 Monaten eingeplant und in der Zeit musste das Gehäuse neu entworfen, gezeichnet und hergestellt, das Uhrwerk vollständig revidiert werden und nebenher noch der planmässige Werkstattbetrieb laufen. 

Das Uhrwerk haben wir daher diesmal von unseren Freund Gilles (Uhrenservice Meister) in Basel revidieren lassen, ein absoluter Fachmann für diese Werke, da er diese schon seit geraumer Zeit für seine eigenen Hamilton Mariage Uhren verwendet. 

 

Da unsere Hamilton schon verkauft ist und ein Einzelstück bleibt, können Liebhaber dieser Uhrwerke sich bei Uhrenservice Meister in Basel melden. Auf der Seite https://www.uhrenservice-meister.ch/Fundgrube/GCT-Watch.htm erhalten Sie einen Einblick und der Preis für diese Uhren ist mehr als fair.

 

In der Zwischenzeit haben wir das Gehäuse nach den neuen Zeichnungen hergestellt. Diesmal wurde das Feingewinde am Gehäuseboden nicht mit der Drehmaschine geschnitten, sondern mit einem Gewindewirbler auf der CNC Maschine. Dadurch konnten wir das Gewinde noch feiner anfertigen, mit einer kleineren Steigung und haben eine bessere Lagerung für die Gummidichtung entworfen, welche wir in einen Bronzering eingefasst haben. Der Gehäuseboden hat dadurch eine ganz andere Form, auf welche wir nun eine Wunschgravur unseres Kunden aufbringen konnten. 

 

Weiter wurde diesmal ein Kronenschutz aus Bronze und Edelstahl hergestellt in welchen wir eine zusätzliche Dichtung für die Aufzugswelle untergebracht haben. Die Bandanstösse wurden umgestaltet und passen sich vom Design her nun filigraner an das Gehäuse an. 

Im Gegensatz zum ersten Gehäuse wurde die Oberfläche diesmal spiegelpoliert und unser Kunde lag mit dieser Entscheidung gold richtig, denn der Glanz gibt dem Gehäuse den letzten I Punkt. 

 

Das Uhrwerk kam pünktlich und 1A revidiert wieder bei uns an und alles am Gehäuse passte perfekt beim Einschalen. 

 

Jörg hat die Uhr ein Tag Probe getragen (er liess sich nicht davon abhalten) und es brauchte etwas Geduld ihm die Uhr wieder abzunehmen. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis und froh, dass unser geschätzter Kunde Verständnis für die Verzögerung hatte und zu keiner Zeit auch nur ansatzweise böse auf uns war. Haben Sie noch mal vielen lieben Dank dafür. 

 

Wir wünschen unseren Kunden ewige Freude mit dieser schönen Uhr, von welcher wir uns diesmal wirklich nur schwer trennen konnten. Wir hoffen, dass man es auf den selber gemachten Bildern erkennen kann, wieviel Herzblut wir gegeben haben und so hat schlussendlich auch ein rabenschwarzer Tag irgendwann ein Happy End. 


Bilder vom Bau und der fertigen Uhr